Jozef Rakicky zum Fall Lydia S.: „Schluss mit der Hilflosigkeit der Fachmedizin – die Politik muss handeln“
Am 23. Mai stach Lydia S. am Hamburger Hauptbahnhof wahllos auf Menschen ein. Es wurden 18 Personen verletzt, zum Teil schwer. Die psychisch schwer kranke Lydia S. aus Niedersachsen war erst einen Tag vor der Tat aus einer psychiatrischen Klinik entlassen worden.
Dazu MUDr. PhDr. / Univ. Prag Jozef Rakicky, Abgeordneter (fraktionslos) der WerteUnion im Niedersächsischen Landtag:
„Bei Tätern mit psychischen Störungen werden die Medien nicht müde, Psychiater und Psychologen zu zitieren, die auf die komplexe Problematik der psychischen Erkrankungen hinweisen, die Verantwortung von sich weisen und letztendlich in einem beredten Schulterzucken ihre angebliche Expertise beenden. Immer wieder werden schreckliche Taten von psychisch kranken Menschen begangen, die von Experten der psychiatrischen Anstalten als nicht allgemein gefährlich eingestuft und auf die Allgemeinheit losgelassen wurden. Als Arzt, Neurologe und Psychologe sehe ich hier das Versagen einer gutmenschlich geprägten Sozialisierung, die zu oft zu wohlwollenden Gutachten und Einschätzungen führt. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Patienten aus fremden Kulturkreisen stammen, in denen psychische Krankheiten mit anderen Erscheinungsbildern assoziiert und anders beurteilt werden. Da, wo unsere Psychiatrie an ihre Grenzen stößt, muss aber die Politik eingreifen. Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen mit der Möglichkeit einer Langzeitunterbringung, um die Öffentlichkeit und die Täter vor sich selbst zu schützen, und Experten, die diesen Rahmen ausschöpfen. Aufgabe der Presse ist es, die aktuelle Hilflosigkeit der Fachmedizin zu erkennen und die politische Klasse aufzurütteln.“