Es gibt Medienkampagnen, die scheinbar aus dem Nichts kommen, kurze Zeit für Angst und Schrecken sorgen, um dann genauso schnell wieder im Orkus zu verschwinden. Bei der Kampagne um das West-Nil-Virus (WNV) handelt es sich um so einen Fall. Erst im Rückblick wird klar, wie man uns damals an der Nase herumgeführt hat.
An der Angstmache federführend beteiligt: Charité-Virologe Christian Drosten. Der warnt im Mai 2023 vor der WNV-Ausbreitung. Das West-Nil-Virus könne „Gehirnentzündung auslösen“ und bei „schweren Verläufen (…) zu bleibenden Behinderungen führen“. Ein Impfstoff sei aber bereits in der Entwicklung („Die Forschung dazu läuft“) – Glück gehabt!
Bis November 2024 erreicht die Angstmache dann ihren Höhepunkt: „West-Nil-Virus in Sachsen und Sachsen-Anhalt heimisch: Rekordzahlen durch starke Mückensaison“ (MDR), „Zahl der bekannten Infektionen mit West-Nil-Virus steigt“ (FAZ), „»Als hätte mich ein Lastwagen angefahren«: US-Immunologe Fauci leidet an West-Nil-Fieber“ (Spiegel) – um nur einige Schlagzeilen zu nennen.
Ende November hörte die Panikmache dann urplötzlich auf. Die Kampagne hatte offenbar ihr Ziel erreicht und die Medien-Karawane zog weiter. Grund zur Besorgnis gab es tatsächlich nie. Das beweist die Antwort der Niedersächsischen Landesregierung auf meine Kleine Anfrage zum Thema (Drs. 19/6079). Darin schreibt sie:
„Für das Jahr 2024 wurden dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) drei (!) gemäß IfSG gemeldete WNV-Infektionsfälle übermittelt.“ In den Monaten August, September und Oktober entspreche das einer Inzidenz von „0,0125 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner.“ In Deutschland insgesamt sind im vergangenen Jahr – laut RKI! – lediglich 35 Fälle bekannt geworden.
Über sowas berichtet leider keiner. Sehen Sie jetzt, was hier gespielt wird?